„Wir möchten unsere Wirtschaftspartner im gemeinsamen, grenzübergreifenden Marktgebiet zusammenbringen und Gelegenheiten für Kontakte bieten. Dadurch wollen wir das vertrauensvolle Miteinander intensivieren und immer wieder neue und tragfähige grenzübergreifende Kooperationen initiieren.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident von Niederbayern, die in dieser Form erstmals durchgeführte „Bayerisch-Tschechische Unternehmensbörse“.
Sie ist das Pendant und die Ergänzung zum „Bayerisch-Tschechischen Unternehmertag“, dessen Premiere im April 2017 in Bayerisch Eisenstein stattfand. Die neue Unternehmensbörse führte die Teilnehmer diesmal in das tschechische Klatovy im Bezirk Pilsen. Best-Practice-Vorträge von Unternehmen mit Standorten in Tschechien und Bayern waren mit der Möglichkeit zur Messepräsentation gekoppelt und bewusst auf Unternehmen der Wirtschaftsbereiche Maschinenbau und Elektrotechnik ausgerichtet. Diese Leitbranchen sind für die wirtschaftliche Entwicklung des Tschechisch-Bayerischen Wirtschaftsraums von gleichermaßen hoher Relevanz.
„Wir wollen damit eine neuartige Plattform für Kontakt und Austausch zwischen Unternehmen schaffen, die sich hier mit geringstem Aufwand präsentieren und auf Augenhöhe begegnen können“ erklärt Bertram Vogel, Geschäftsführer des Niederbayern-Forum e.V. das Konzept. Vom Trägerverein der Europaregion Donau-Moldau (EDM) und dem Niederbayern-Forum kam die Idee zu den beiden durchgeführten Veranstaltungsformaten als Bestandteil einer nachhaltig angelegten, tschechisch-bayerischen Netzwerk-Initiative. Mitveranstalter sind die IHK Niederbayern, die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, die Regionale Wirtschaftskammer des Bezirks Pilsen und die Südböhmische Wirtschaftskammer.
Jaroslava Pongratz ist in der Funktion als „Netzwerkmanagerin Bayern-Böhmen“ bei der EDM in Freyung angesiedelt und erklärt die Besonderheiten der Unternehmensbörse: „Wir bieten vorbereitete Messetische mit einer Darstellung der Unternehmen und ihren Tätigkeiten und Angeboten, aber auch mit ihren konkreten Suchanfragen nach Kooperationspartnern. Diese Informationen haben wir vorher abgefragt und für die heutige Präsentation zweisprachig aufbereitet. Die Simultanübersetzung der Vorträge, die Verfügbarkeit von Dolmetschern für Gespräche zwischen den Teilnehmern und die aktive Kontaktvermittlung zwischen tschechischen und bayerischen Unternehmen mit passenden Suchprofilen sind weitere Leistungen, die wir den Unternehmen beiderseits der Grenze bei der Unternehmensbörse kostenfrei anbieten.“
Möglich sind diese Leistungen durch die Förderung des Bayerischen Finanz- und Heimatministeriums, das aus den Ergebnissen des „Entwicklungsgutachtens Bayern-Tschechien“ Handlungserfordernisse abgeleitet hat und bis Ende 2018 entsprechende Finanzmittel für solche Projekte und Initiativen zur Verfügung stellt. Zur Kofinanzierung dieser Förderung leistet der Bezirk Niederbayern einen maßgeblichen Anteil.
Das lebendige Veranstaltungsformat mit der Kombination von zwei sehr kurzen Plenumsvorträgen und einer messeähnlichen Präsentationsmöglichkeit für die anwesenden Unternehmen ging voll auf: Über 150 tschechische und bayerische Besucher kamen mit den rund dreißig Unternehmen, Hochschulen und Institutionen aus den Bezirken Pilsen, Südböhmen und Niederbayern problemlos in Kontakt. An den Ständen wurde über Produkte gefachsimpelt, wurden Problemlösungen für technische Herausforderungen präsentiert – und bereits nächste Schritte für weitere Zusammenarbeit vereinbart.
Die zahlreiche Beteiligung von tschechischen und bayerischen Unternehmen und die positive Resonanz auf die durchgeführten Unternehmensbörse machte deutlich: Es gibt hohe Nachfrage nach grenzübergreifender Zusammenarbeit und großes Interesse an vertiefter Kooperation. Das gemeinsame Interesse an Austausch und die Neugier auf Kontakte und Kooperation ist vorhanden.
Das einzig wirklich Trennende zwischen Bayern und Tschechen ist an diesem Nachmittag die Sprachgrenze. Aber auch diese Barriere ist überwindbar: Viele der tschechischen Aussteller und Besucher kommen ihren Nachbarn entgegen und verständigen sich perfekt auf Deutsch. Und wenn man auch mit Englisch nicht weiterkam und sich sprachliche Hürden auftaten, wurden diese unkompliziert und pragmatisch mittels der beiden anwesenden Dolmetscher überwunden. Sie hatten auch bereits vorher die Plenumsvorträge und die kleine anschließende Fragerunde simultan in beide Sprachen übersetzt.
Die gesamte Veranstaltung fand in einer einzigartigen, von der Freude an der Begegnung geprägten, heiteren Stimmung statt. Das Verbindende stand eindeutig im Vordergrund. Gleich mehrfach berichteten die anwesenden Aussteller erfreut über passgenaue Kontakte untereinander – zum Beispiel als Zulieferer für die Produktion oder als Kooperationspartner für gemeinsame Leistungsangebote. Die Hochschulen aus Landshut, Deggendorf und Pilsen berichteten von neuen Kontakten zu Unternehmen, mit denen im Bereich der Forschung und Entwicklung die Zusammenarbeit infrage kommt.
„Mit diesem Kontakt hat sich der Aufwand für unsere heutige Reise schon mehr als gelohnt!“ Begeistert berichtete der Geschäftsführer eines niederbayerischen Metallbearbeitungsbetriebs über ein soeben geführtes Gespräch. „Die tschechischen Kollegen machen genau das, wonach wir gesucht haben. Da wird was Gemeinsames draus, davon bin ich fest überzeugt!“
Für alle interessierte Unternehmen aus Tschechien und Bayern steht Jaroslava Pongratz, Netzwerkmanagerin Bayern-Böhmen, bei der Europaregion Donau-Moldau zur Verfügung. Sie ist erreichbar unter j.pongratz_at_euregio-bayern.de und sitzt im Europahaus in Freyung – inmitten unserer gemeinsamen Wirtschaftsregion.