Klattau. Doppelt so viele Firmenaussteller und Besucher wie bei der Premiere im vergangenen Jahr zeigen, dass die Bayerisch-Tschechische Unternehmensbörse der Europaregion Donau-Moldau und des Niederbayern-Forums ein Erfolgsmodell geworden ist. „Wir waren letztes Mal schon hier und es haben sich in der Folge konkrete Projekte daraus ergeben“, erklärt Julian Müllner von der Firma Sedlbauer aus Grafenau, warum sein Unternehmen nun auch am Donnerstag in Klattau wieder vertreten war. Zugleich zeigt es auch auf, warum sich das Format der Unternehmensbörse gut eignet, um Firmen dies- und jenseits der Grenze zueinander zu bringen: Der praktische Ansatz, die konkreten persönlichen Kontakte, das Kennenlernen vor Ort.
Bertram Vogel, Geschäftsführer des Niederbayern-Forums, macht auf eine eher unscheinbare Tafel neben der Bühne aufmerksam. „Es scheint ganz einfach, aber es ist das, was uns von anderen Veranstaltungen dieser Art unterscheidet. Jeder füllt einen Zettel aus, auf dem er notiert, was er sucht und was er anzubieten hat. Wir versuchen dann im Nachgang beide Seiten zueinander zu bringen.“ Und das ganz offensichtlich mit wachsendem Erfolg, wie auch Jaroslava Pongratz, Netzwerkmanagerin Bayern-Böhmen der Europaregion Donau-Moldau bilanziert. „Es haben sich schon viele erfolgreiche Kontakte und Zusammenarbeiten ergeben, das spricht sich herum.“
Über die „beeindruckende Resonanz“ in Klattau, wo sich im Kulturforum 65 Aussteller der Branchen Maschinenbau, Elektrotechnik, IT und Automotive sowie rund 250 Besucher einfanden, freute sich auch Bezirkstagspräsident und Schirmherr der Veranstaltung, Dr. Olaf Heinrich. Denn um einen gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum entstehen zu lassen und ihn weiterzuentwickeln, brauche es genau diese persönlichen Kontakte von Mensch zu Mensch. Nur so könne gegenseitig Offenheit und Vertrauen entstehen. Damit man sich aber auch sprachlich verständigen kann, setzen die Veranstalter ebenso praktisch auf den Einsatz von Dolmetschern.
Auf der Bühne erklärten die Vertreter der Wirtschaftskammern auf bayerischer und tschechischer Seite, was sie bereits unternehmen, um den grenzüberschreitenden Austausch voranzubringen. Christoph Mayer von der Firma Schambeck, die sich als Dienstleister für Firmen in der Qualitätskontrolle im Warenein- und -ausgang spezialisiert hat, erklärte wie sie bereits auf beiden Märkten agieren. Die Firma lintech, die Laser- und Sondermaschinen fertigt, sei ebenfalls international aufgestellt, wie Karel Kubr ausführte. Und mit den Worten „Es gibt nichts Einfacheres, als anzurufen“ machte ein Mitarbeiter der Westböhmischen Universität in Pilsen darauf aufmerksam, dass im dortigen Technologietransferzentrum auch Auftragsforschung für Firmenkunden angeboten wird und eine Zusammenarbeit mit bayerischen Kunden sehr willkommen ist.
„Früher haben wir eher Aufträge an tschechische Firmen weitergegeben, das hat sich mittlerweile geändert. Auch ihre Auftragsbücher sind voll, weil sie vor allem aus dem osteuropäischen Raum angefragt werden“, sagt der Sedlbauer-Mitarbeiter Julian Müllner. Deshalb würden sich aus neuen Arten der Zusammenarbeit Chancen für alle gleichermaßen ergeben. Dies sehen nicht nur diejenigen so, die zum zweiten Mal dabei sind, sondern auch solche, die heuer erstmals vertreten waren, wie etwa Dr. Thomas Koy von der Holzmanufaktur Liebich in Zwiesel. „Wir wollen Firmen zusammenbringen, die im unmittelbaren Umfeld der Grenze angesiedelt sind“, betont Bertram Vogel. „Nach der Veranstaltung im vergangenen Jahr bekam ich die begeisterte Rückmeldung eines Unternehmers, der endlich jemanden gefunden hatte, der für ihn Schaltschränke baut. Zuvor hatte er lange und vergeblich auf dem deutschen, österreichischen und französischen Markt gesucht.“ Damit bleibe die Wertschöpfung vor Ort und die Region insgesamt werde dadurch gestärkt.
Das rege Treiben an den zahlreichen Ständen ließ schon am Donnerstag erkennen, dass viele Kontakte geknüpft wurden und es wohl im Nachgang der Unternehmensbörse einige neue Kooperationen geben dürfte. Ob die Veranstalter dann im kommenden Jahr einen zusätzlichen Raum im Kulturforum hinzubuchen müssen, bleibt abzuwarten. Wer gar nicht so lange warten will, kann sich aber jederzeit an die Netzwerkmanagerin Jaroslava Pongratz, mit Sitz im Europahaus in Freyung wenden. Die Beratung und Unterstützung auf der Suche nach Partnern erfolgt kostenlos und mit jeder Veranstaltung dieser Art wächst auch ihr Wissen um Angebot und Nachfrage auf beiden Seiten – wie praktisch.
Bezirk Niederbayern, Manuela Lang